Es ist bereits eine langjährige Tradition, dass Abgeordnete des Landtags eine Schulstunde ihrer Zeit einer Freien Schule in ihrem Wahlkreis schenken. Anlass ist der Tag der Freien Schulen im November. In diesem Jahr freute sich die Freie Evangelische Schule Lörrach über zwei Besuche.
Bereits einen Tag vor dem offiziellen Tag der Freien Schulen am 22. November besuchte Jonas Hoffmann, SPD-Landtagsabgeordneter, erneut die FES. Als ehemaliger Schüler der Schule war das Wiedersehen mit seinen früheren Lehrern für ihn eine besondere Freude. Am Freitag folgte Sarah Hagmann, die seit Januar als Ersatzkandidatin für Josha Frey die Grünen im Landtag vertritt. Für sie war es der erste Besuch am Hauptstandort der FES.
Der Tag der Freien Schulen wurde von der Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen (AGFS) ins Leben gerufen, um die Interessen von Schulen in privater Trägerschaft stärker in der Landespolitik zu verankern. So standen an beiden Tagen beim Frühstück mit Vertreterinnen und Vertretern der Schulleitung bildungspolitische Themen im Fokus. Die Förderung der politischen Bildung bei Jugendlichen ist eines der zentralen Anliegen des neuen Direktors Samuel Adler. Hoffmann stellte fest, dass die Generation Z ein großes politisches Interesse zeigt und ihre Informationen vor allem über soziale Medien bezieht. Dabei sei auffällig, dass insbesondere Parteien wie die AfD auf diesen Plattformen sehr erfolgreich agierten. Das liege einerseits an den emotionalisierenden Beiträgen, aber auch an der Nutzung von Bot-Netzen und Fake-Accounts, was z.B. die SPD kategorisch ausschließe.
Ein weiteres Gesprächsthema war die geplante Bildungsreform der Landesregierung. Geplante Änderungen wie die Rückkehr zu G9 samt Potentialtest, die Wiedereinführung der verbindlichen Grundschulempfehlung, der Anspruch auf Ganztagsbetreuung und die Abschaffung des Werkrealschulabschlusses könnten erhebliche Auswirkungen auf die Freien Schulen haben. Die FES betreibt eine der letzten Werkrealschulen im Landkreis und erfreut sich anhaltend großer Nachfrage. „Für uns ist das eine Schulart, die unbedingt erhalten werden muss – vor allem im Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit“, betonte Karl-Heinz Rudishauser, Geschäftsführer der FES. „Wir wollen Schule für alle sein“, ergänzte Nathanael Pantli, Schulleiter der Grundschule. Hagmann erklärte, die Bildungsreform der Landesregierung setze vor allem im frühkindlichen Bereich an, um von Beginn an die Chancen für alle Kinder zu verbessern, zum Beispiel mit einem umfassenden Paket zur Sprachförderung für Kita- und Grundschulkinder. Denn in den ersten Jahren werde der Grundstein für eine gute und gesunde Kindesentwicklung gelegt, damit sich jedes Kind in Schule und Beruf entfalten kann.
Politische Bildung und die Partizipation von Jugendlichen liegen der FES besonders am Herzen. Der Besuch der Abgeordneten bot eine gute Gelegenheit, Schülerinnen und Schüler mit Vollzeit-Politikerinnen und -Politikern ins Gespräch zu bringen. Jonas Hoffmann traf die 10. Klasse der Werkrealschule. Die 15 Schülerinnen und Schüler hatten so viele Fragen, dass die dafür anberaumte Unterrichtsstunde nicht ausreichte und die Diskussion in der Pause fortgesetzt wurde. Sarah Hagmann sprach mit Schülerinnen und Schülern aus drei Klassen gleichzeitig, sodass das Treffen mit der Jahrgangsstufe 1 des Gymnasiums in der sogenannten „Fabrik“ stattfand.
Die Jugendlichen interessierten sich für aktuelle politische Themen wie das Ende der Ampelkoalition, der Krieg in der Ukraine sowie regionale Herausforderungen wie den schleppenden Ausbau der Bahnlinie oder die Fahrradfreundlichkeit von Lörrach. Aber auch persönliche Fragen standen im Raum: So wollten sie von beiden Politikerinnen und Politikern wissen, warum sie sich für ihre jeweilige Partei entschieden hatten. Hoffmann nutzte die Gelegenheit, um für ein Engagement in der Politik zu werben. Er machte deutlich, dass es mehr junge Menschen und mehr Personen ohne Abitur in den politischen Gremien brauche, um die Gesellschaft in ihrer Vielfalt besser abzubilden. „Politik ist nichts für Faule“, betonte er dabei.
Neben einem Brillenputztuch der AGFS nahmen die Abgeordneten vor allem viele Eindrücke und Denkanstöße mit. Der Wunsch der Schulgemeinschaft bleibt: Die Freien Schulen im Blick zu behalten.
Claudia Schäfer
Leitung Kommunikation