Tag der Freien Schulen: MdL Sabine Hartmann-Müller diskutierte mit der J1e über Frauenquote und Klimapolitik
14. Dezember 2022

Hartmann-Müller

Am 25. November fand nunmehr zum achten Mal der Tag der Freien Schulen in Baden-Württemberg statt, an dem Abgeordnete des Landtags eingeladen sind, eine Freie Schule in Ihrem Wahlkreis zu besuchen und mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Schulleitungen direkt ins Gespräch zu kommen. MdL Sabine Hartmann-Müller (CDU) kam erstmals an die FES Lörrach. Ziel des Aktionstags der Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen in Baden-Württemberg ist es, durch den direkten Kontakt mit Landtagsabgeordneten das staatsbürgerliche Interesse der Schülerinnen und Schüler anzuregen.

Der Vormittag startete für die in Rheinfelden wohnende Politikerin, die mehrere Jahre Ortsvorsteherin von Herten war und seit 2017 im Landtag sitzt, mit einer Schulstunde am Beruflichen Gymnasium. Die Schülerinnen und Schüler der J1e, die im kommenden Schuljahr ihr Abitur ablegen, waren gut vorbereitet und hatten viele Fragen an die Abgeordnete. So interessierte sie beispielsweise, wie sich Hartmann-Müller für bessere Busverbindungen in unserer ländlichen Region einsetzt. Die Politikerin antwortete ehrlich und authentisch: „Es ist wie fast immer eine Frage des Geldes“, sagte sie und berichtete von den anstehenden Verhandlungen über den Doppelhaushalt 2023/24. Viele Fragen zielten auf die Werte und das Politikverständnis ihrer Partei ab. So wollten die Jugendlichen wissen, was sie mit „ideologiefreier Verkehrspolitik“ meine, für die sie sich auf ihrer Webseite ausspreche oder eben auch, ob sie als Mitglied der Frauen-Union eine Befürworterin der Frauenquote sei. Vor allem die Schülerinnen fragten viel und nach. An einer Stelle gab es dann aber doch einen kleinen Protest der Schüler, als Hartmann-Müller erzählte, dass sie lieber mit Frauen als mit Männern zusammenarbeite. Sie stellte dann auf Nachfrage klar, diese Aussage beziehe sich vor allem auf eine höhere Unterstützungsbereitschaft von Frauen untereinander.

Sabine Hartmann-Müller ist seit vielen Jahren politisch aktiv. Vor allem zwei Botschaften seien auf ihrem politischen Weg für sie sehr hilfreich gewesen, die sie dann auch gern der J1e mit auf den Weg gab: Nicht aufgeben bei Niederlagen und zum richtigen Zeitpunkt Ja zu sagen. Aus einer Schulstunde wurde dann ganz schnell eine Zeitstunde, gern hätten die Schülerinnen und Schüler an der einen oder anderen Stelle noch intensiver nachgefragt. Doch auf dem Zeitplan stand noch ein Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Schulleitung. Die beiden hauptamtlichen Vorstände des Trägervereins Wolfgang Zschämisch und Karl-Heinz Rudishauser luden zu einem Frühstück ein und nutzten die Gelegenheit, Sabine Hartmann-Müller von der Entstehung der FES zu erzählen. Nachdem Karl-Heinz Rudishauser die Struktur und Finanzierung berichtet hatte, stellte die Wirtschaftsexpertin fest: „Da stehen Sie ja einem mittelständischem Unternehmen vor.“

Waren am Morgen vor allem ihre Antworten gefragt, nutzte die Politikerin vor allem die Gelegenheit, sehr aufmerksam zuzuhören, um zu erfahren, wo der Schuh drückt. Großes Thema des Aktionstages war vor allem die drohende Mehrbelastung durch die aktuellen Inflations- und Energiekostensteigerungen, die auch auf die Schulen zukäme und in der Förderung durch das Land keine Rolle spielen würden. 80% der Kosten, die für einen Schüler entstehen, der eine staatliche Schule besucht, werden vom Land an die Schulen in freier Trägerschaft übernommen. Jedoch gehe diese Rechnung nicht wirklich auf, wie Zschämisch und Rudishauser darlegten. So seien etwa Kosten für Angebote wie Schulsozialarbeit oder auch Teile der Verwaltung gar nicht förderfähig. Zum anderen wisse man aktuell noch nicht, welche Mehrbelastungen auf die Schule zukämen. „Wir können und wollen aber auch in der jetzigen Situation das Schulgeld nicht erhöhen, um die Familien nicht noch stärker zu belasten“, erklärt Rudishauser. Die entstehenden Lücken könnten auch durch Spenden nicht geschlossen werden, „wir sind also sehr abhängig von der staatlichen Förderung“, sagte Zschämisch. „Und im Gegensatz zu einem Unternehmen sind wir verpflichtet, die Schule in jedem Fall offen zu halten – ähnlich wie Krankenhäuser“, ergänzt er.

Ein weiteres Thema beschäftige die Schulen, auch die privaten: der Lehrermangel. Freie Schulen sind keine Konkurrenz zu staatlichen Schulen, sondern entlasten durch ihr Angebot als vollwertige Ersatzschulen die anderen Schulen. Doch da das Land quasi das Ausbildungsmonopol habe, könnten die privaten Schulen sich an der Aus- und Weiterbildung nicht beteiligen. „Uns ist die Qualität des Unterrichts sehr wichtig und so bilden wir unsere Quereinsteiger in unserer hauseigenen Akademie fort, was jedoch nicht anerkannt sei“, erläuterte Jürgen Hakenjos, Realschulrektor und stellv. Gesamtschulleiter. „Wir wollen es gut machen“, ergänzte Nathanael Pantli, der als Leiter der Grundschule in der AG Nachqualifizierung gemeinsam mit dem Evangelischen Schulwerk ein Curriculum für Quereinsteiger mitentwickelt habe. Damit könnten neue Lehrkräfte für private Schulen ausgebildet werden, jedoch bleibe ihnen eine Anerkennung durch den Staat versagt, bedauerte er. Dennoch nehme man an der FES erfreut wahr, dass die Kultusministerin sensibilisiert sei für diese Themen, sagte Rudishauser und berichtete von einem kürzlich stattgefundenen Treffen des Verbands deutscher Privatschulen, an dem sich die Kultusministerin viel Zeit genommen habe und dort bestätigt habe: „Wir brauchen die freien Schulen, sie sind innovativ.“

Sabine Hartmann-Müller hat sich sehr viel Zeit genommen: „Das ist mir sehr wichtig, niemand hat etwas davon, wenn ich von einem Termin zum anderen hetze.“ Auch wenn Bildungspolitik nicht das Schwerpunktthema der Abgeordneten sei, habe sie den Besuch sehr genossen, gebe es doch Parallelen zu ihrer eigenen Schulzeit. Sabine Hartmann-Müller besuchte nämlich ein katholisches Mädcheninternat in Kaufbeuren: „Man nannte uns damals nur die aus der Gänsefarm“, erzählt sie lachend.