Buß- und Bettags“gottesdienst“ in Lörrach
Buße kling in etwa so unsexy wie eine Wurzelbehandlung und der Buß- und Bettag kling nach Schuldgefühlen und einem erhobenen Zeigefinger und danach, dass man sehr lange auf sehr harten Kirchenbänken sitzen muss und büßt. Der Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag ist seit über hundert Jahren in der evangelischen Kirche als Buß- und Bettag bekannt. Es ist ein merkwürdiger Feiertag: so mitten in der Woche, mitten im Alltag und mit einem ziemlich sperrigen Namen.
Bemerkenswerterweise bedeutet „Buße“ aber eigentlich soviel wie „Umdenken“. Die Gedanken können – und dürfen – die Richtung wechseln. Das ganze „Das haben wir schon immer so gemacht!“ oder dieses „Das brauchen wir gar nicht erst auszuprobieren!“ darf in Frage gestellt werden. Manchmal bedeutet „Umdenken“ auch, dass man erkennt, wenn man mit etwas gescheitert ist, und deswegen neu anfangen kann.
„Umdenken“ heißt auch, dass man die Welt unter dem Vorzeichen Hoffnung sieht – auch wenn’s nicht danach aussieht.Der allererste Satz überhaupt, den Jesus in der Bibel sagt, ist: „Denkt um und glaubt an die frohe Botschaft!“. Überhaupt will er mit ganz vielen Dingen, die er tut und sagt, Menschen dazu bewegen, umzudenken. Er möchte, dass sie ihre falschen – und teilweise auch schädlichen – Vorstellungen von Gott überdenken und loslassen.
Wir müssen umdenken – als Einzelne und als ganze „Familie Mensch“. Umdenken in Richtung Frieden und mit Vorzeichen Hoffnung.
Der Buß- und Bettag ist einer von 365 Tagen im Jahr, wo ich Gott bitten kann, meinen Kopf und mein Herz in Bewegung zu bringen.
Mit diesen Worten erklärt Hanna Jacobs, Pfarrerin aus dem Ruhrgebiet, in einem Youtube-Video, die Bedeutung des Buß- und Bettags und löste damit bei uns den Wunsch aus, unseren traditionellen Gottesdienst Buß- und Bettagsgottesdienst trotz Corona unbedingt stattfinden zu lassen.
Und so startete der Unterricht am 18. November mit einer verlängerten Morgenandacht in der 1. Stunde. Gemeinsam mit ihren SchülerInnen dachten die Fachlehrer über die Geschichte von Jona nach und darüber, wie sich Gott angesichts der Reue der Einwohner von Ninive von seinem Plan, die Stadt zu zerstören, abbringen lässt.
Manche Klassen nutzten außerdem die Zeit, um unter dem „Vorzeichen Hoffnung“ oder mit der Bitte, Kopf und Herz in Bewegung zu bringen und die Augen für Menschen und Situationen, die unsere Aufmerksamkeit fordern sollten, Gebete zu formulieren und auf Postkarten mit der Jahreslosung niederzuschreiben.
Die Gebete, die dabei entstanden sind, bringen in der Tat so viel Hoffnung und Bewegung in Kopf und Herz, dass wir Sie Ihnen gerne in einer PDF-Datei zur Verfügung stellen. Ob Sie sie einfach nur wahrnehmen und genießen möchten oder ob Sie sie zum Anlass nehmen, sich aktiv zu den Gebeten der SchülerInnen zu stellen – wir wünschen Ihnen, dass sie Ihr Herz berühren mögen, wie sie unseres bewegt haben.
Anneke Conradt
Leiterin Geistliches Leben